Biorespect - Wir hinterfragen Biotechnik

Vielfalt bringt Farbe

Die genetische Vielfalt von Mais ist durch Hybrid- und gentechnisch veränderte Sorten weltweit stark in Bedrängnis geraten. Einen lokalen Gegenpol zu dieser Entwicklung schafft der Verein Landmais, der seit 2011 in der Nähe von Bern alte Maissorten anbaut. Auch biorespect findet: «Wir brauchen mehr Vielfalt» deshalb unterstützen wir das Projekt bereits seit mehreren Jahren.

Bild: Verein Landmais
Bild: Verein Landmais

Landmaissorten in ihrer ganzen Farbenpracht. Lust, mal grünen Mais zu probieren?

Der Verein Landmais hat sich zum Ziel gesetzt, eine Vielfalt alter und unbekannter Landmaissorten zu erhalten, weiterzuentwickeln und deren Wert für die Nischenproduktion aufzeigen. Damit soll gezeigt werden, dass Landmaissorten durchaus mit Hybridsorten mithalten können, insbesondere wenn mehr in ihre Züchtung investiert wird.

Landmais liefert Saatgut

In Hybridmaissorten ist nur ein kleines Spektrum an genetischer Vielfalt enthalten, da nur wenige Maissorten als Grundlage für deren Züchtung verwendet wurden. Der Anbau traditioneller Landsorten hingegen trägt dazu bei, die Vielfalt zu erhöhen. Und er garantiert, dass sich die Sorten an die sich verändernde Umwelt anpassen können – gerade angesichts des Klimawandels  ein sehr wichtiger Prozess. Hinsichtlich der steigenden Anforderungen an die zukünftige Ernährungssicherheit wird die Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen immer wichtiger. Dazu kommt, dass Landmaissorten als sogenannte Populationssorten das Saatgut für die folgenden Anbaujahre liefern. Die Sorteneigenschaften des Hybridmaises hingegen sind nur eine Generation lang stabil. Das Saatgut muss jährlich gekauft werden und lässt die Kassen der Saatgutmultis klingeln.

GV bedroht alte Sorten

Aus dem südlichen Mexiko stammend, gehört Mais heute zu den bedeutendsten Kulturpflanzen. Auf ca. 200 Mio ha wird Mais weltweit angebaut. Nach Soja ist Mais auch die zweithäufigste gentechnisch veränderte Pflanze. 2019 betrug der gv-Anteil 30 Prozent des weltweiten Maisanbaus und nahm eine Fläche von rund 60 Mio Hektaren ein. 

Mehr zum Projekt Landmais und zur Bestellung von Landmaisprodukten >hier.

Wie in alten Zeiten – der Anbau der grünen Maissorte für die Saatgutgewinnung erfolgte 2019 auf einer seperaten Fläche mit Ross und Wagen. 

Für mehr Maisvielfalt - biorespect engagiert sich auch in 2023

Der Verein Landmais treibt den Anbau alter Landmaissorten weiter voran. In 2023 konnten 2 Parzellen à 3.5 Aren angebaut werden. 1 Parzelle mit der grünen Landmaissorte Elolam, mit dem Ziel der züchterischen Verbesserung. Auch soll mehr Saatgut gewonnen werden, damit maschineller Anbau ermöglicht wird.

Auf der 2. Parzelle wurden 5 Maissorten angebaut: weiss, orange, lila, violett, schwarz-violett. Das Ziel ist die Erhaltung der Varietäten und die Gewinnung von neuem Saatgut. 

Die Ente ist gut ausgefallen. Es konnten für jede Sorte ausreichend Saatgut geerntet werden. Die ganzen Kolben werden an einem luftigen Ort getrocknet. Und können dann im Dezember mit einer Standdreschmaschine gedroschen werden. Ab Januar wird das Saatgut gesichtet und für die neue Aussaat selektiert. 

Die kleine Ernte wird danach als ganze Körner gelagert und bei Bedarf frisch verarbeitet und als Maisgriess verkauft. 

biorespect unterstützt die Massnahmen auch weiterhin. Im Landwirtschaftsjahr 2024 sollen 9 neue Varietäten probeweise ausgesät werden, um eine neue potentiell interessante Sorte zu finden. 

Philipp Meyer über seine Motivation, Mais zu züchten

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Philipp Meyer auf seinem Maisfeld, wo er auch im 2017 wieder verschiedene Landmaissorten anbaut. Bild: Philipp Meyer, Verein Landmais.

«Während des Agronomiestudiums wurde mir bewusst, dass Mais gar nicht gelb sein muss. Mit dieser Erkenntnis fing ich an, im Garten einige Sorten anzubauen und fand einen Erhalter von alten Landmaissorten, der mich mit allerlei Sorten belieferte.

Die heute vorherrschende Meinung in der Forschung und Praxis ist, dass Landmaissorten für den maschinellen Anbau ungeeignet sind. In einem Ertragsvergleich im 2014 konnte ich zeigen, dass bestimmte Sorten das Niveau von Hybridmaissorten erreichen oder sogar übertreffen. Meine Motivation ist es nun, geeignete Sorten zu finden und den Wert für eine Nischenproduktion aufzuzeigen. Über ein gut verkauftes Produkt kann eine Sorte nachhaltig erhalten werden. Begrenzender Faktor ist oft das Saatgut, von dem es, wenn überhaupt, meist lediglich Kleinstmengen zu kaufen gibt. Wir engagieren uns dafür, dass von einigen Sorten Saatgutmengen vorhanden sind, die für einen ersten maschinellen Anbau ausreichen.

Die Kultur Mais fasziniert mich vor allem aufgrund ihres unglaublichen Wachstums: In vier bis fünf Monaten wächst aus einem Korn eine bis mehrere Meter hohe Pflanze. Ohne es vorher zu wissen, fand ich eine schier endlose Vielfalt an Farben und Formen vor».